... Angst vor der Leere. Physikalisch die Annahme von Aristoteles, daß leere Räume von der Natur mißbilligt würden und Gase oder Flüssigkeiten anziehen würden. Oder so. Bin kein Physiker. In der Kunstgeschichte die Bezeichnung von zwanghaftem Überfrachten mit Details, bis kein Fitzelchen mehr frei ist. Oder so. Bin kein, naja.
Dann gibts da noch die andere Form von Horror vacui. Die tatsächliche Angst davor, einen Leerraum zu befüllen, die Angst, dabei zu versagen und etwas Banales hinzuplötzen. Maler haben das, Kunstmaler. Aber sobald die ersten Striche sitzen, geht das vorbei. Die Fläche ist nicht mehr leer, die Fläche ist endlich. Die nächsten Tage und Wochen vergehen im mehr oder minder fröhlichen Schaffen dahin.
Beneidenswerte Bastarde, diese Kunstmaler. Schreiber müssen da jeden Tag durch. Jeden Tag spannen wir (zumeist nur sinngemäß in unserer Textverarbeitung) ein neues leeres Blatt in die Maschine. Und dann sitzen wir erstmal davor und starren es an. Das Blatt starrt zurück. Wenn wir anfangen, es mit den ratternden Typen in die Unterwerfung zu hämmern, nagt an uns stets das Wissen, daß es eine unendliche Anzahl weißer Blätter für uns gibt, da wo das herkommt, das wir gerade zähmen.
Unsere zu befüllende Fläche ist nicht endlich, sie ist theoretisch unendlich.
Klar, wir haben eine ungefähre Vorstellung und/oder Vorgabe, 350 bis 400 Manuskriptseiten beispielsweise. Das sind 400 verdammt leere Blätter. Ist das erste des Tages gepackt, wird es leichter. Bis zum nächsten Morgen, dann wartet wieder die Leere auf uns, mindestens ebenso ausgeschlafen wie wir.
Bis ans Ende.
(Wieder an Deck, nach drei höllischen Wochen. In Frankreich war ich auch nicht.)
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