Freitag, 24. Mai 2013

Wiegenlied für eine Leiche - alles Gute, SPD!

Würde Ferdinand Lasalle heute den Festsaal betreten und würde sich die Gestalten dort ansehen, die behaupten "Sozialdemokraten" zu sein, es bedürfte keines Duellgegners mehr; er würde sich selbst eine Kugel in den Kopf jagen. Bebel nähme die Waffe aus seinen noch warmen Fingern und folgte dem Beispiel, bitter weinend über das Zerrbild einer ursprünglich "sozialistischen" Partei, deren Kleingeister der Gegenwart sich im Licht der Errungenschaften Größerer sonnen und dabei eifrig daran arbeiten, diese Errungenschaften einzureißen:
Die SPD habe gewiss nicht alles richtig gemacht in ihrer Geschichte, sagt Gabriel, „aber nie haben wir etwas getan, für was wir uns so sehr schämen mussten, dass wir unseren Namen SPD hätten ändern müssen“. Die SPD sei seit ihrer Gründung durch Ferdinand Lassalle in Leipzig „das Rückgrat der deutschen Demokratie“, „die demokratische Konstante in der deutschen Geschichte“. (Aus der FAZ)
Das sind zwei Behauptungen, da sträuben sich die Haare . Eine Nacktschnecke versteht mehr von Rückgrat als die Post-Brandt-SPD, und keine Scham zu empfinden, bezeugt in der Regel nur, keine Scham zu kennen. Auffrischung der letzten 100 Jahre gefällig?


Konterrevolution mit Hilfe monarchistischer und proto-faschistischer Kräfte, Konservierung der kaiserlichen Staatsordnung, Gustav Noske, gezielte Spaltung der Arbeiterklasse ii der Weimarer Republik, nNotstandsgesetze, NATO-Doppelbeschluß, Ausbau der Kernenergie, Sicherheitsgesetze, Leistungsschutzrecht, Verweigerung der Durchsetzung eines Mindestlohns trotz parlamentarischer Mehrheit, Kriegseinsätze im Kosovo, in Aghanistan usw., Agenda 2010, Hartz-Gesetze, bedingungslose Unterstützung einer Politik der Bankenrettungen und europäischen Massenverarmung...

Nein, das ist ein Leichnam, klamm und kalt, der erneut zum Kanzlerinnenwahlverein degenerieren wird, da den SPDlern der Wille fehlt, linke, sozialdemokratische Politik mit entsprechenden Koalitionspartnern zu gestalten. Ich bin mir sicher, erneut gibt es im Herbst ein deutliche Mehrheit jenseits von Schwarz-Gelb, jenseits von Merkel (wie schon 2005, damals 327 von 614 Sitzen), und Merkel bleibt trotzdem Kanzlerin.

Es ist zum Kotzen, denn dieser Parteienzombie macht diese schlechteste Regierung aller Zeiten möglich.

Die SPD kann nächstes Jahr noch was feiern: 100 Jahre Verrat an der internationalen Arbeiter- und Friedensbewegung. Übrigens ein weiteres Beispiel für das "Rückgrat" der SPD. So schrieb der Vorwärts am  25. Juli 1914:
Gefahr ist im Verzuge. Der Weltkrieg droht! Die herrschenden Klassen, die euch in Frieden knechten, verachten, ausnutzen, wollen euch als Kanonenfutter mißbrauchen. Überall muß den Machthabern in den Ohren klingen: Wir wollen keinen Krieg! Nieder mit dem Kriege! Es lebe die internationale Völkerverbrüderung!
Am 2. August aber stimmte man den Kriegskrediten der "Machthaber" zu, die ein vierjähriges Schlachten mit Millionen Opfern zumeist aus der Arbeiter- und Bauernklasse ermöglichte. Lang lebe die internationale Solidarität der Proletarier. So macht man das.

Natürlich schämt sich eine SPD dafür nicht.

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