Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme befindet sich Herr Gans bereits ca. 4 Stunden im Grill bei konstanten 100 bis 120 Grad Celsius durch indirekte Flamme. Die Temperatur beträgt 70 bis 75 Grad Celsius. Anvisiert sind über 80 Grad, also beschließe ich, Herrn Gans noch 60 bis 90 Minuten im Ofen zu lassen.
Der Geruch ist unbeschreiblich. Eine feine Würzung und eine Fülle aus leckeren Kräutern aus eigenem Garten.
Von dem was folgt gibt es verständlicherweise keine Bilder.
Bei so einer Grillerei schlängeln Gestalten in der Nähe des Grills, hooongrige Gestalten, auch wenn sie nicht Mordred heißen. Sie wispern voll Gier, die Kohlen seien soweit unten, dass man sie direkt unter Herrn Gans schieben könne. Das würde die Zeit halbieren, und cross würde er werden, mein Schatz, ja, so cross. Schieb die garstigen Kohlen unter Herrn Gans.
Wenn man selbst hungrig ist, klingt das irgendwann wie eine gute Idee. Also nix wie raus mit der Fettpfanne unter Herrn Gans, die Kohlen druntergeschoben und den Grill wieder verschlossen.
Der Polizeibericht hat das folgende Geschehen rekonstruiert.
Herr Gans faßt zu diesem Zeitpunkt noch eine Menge Gänsefett, das langsam auf die Kohleglut tropft und dort Flammen entfacht, die rasch höher schlagen. Sobald die ersten Flammen Herrn Gans erreichen, fängt er Feuer und beginnt zu brennen. Richtig zu brennen.
Das Ganze dauert ca. 120 Sekunden, die Zeit zum Kühlschrank, Bier rausnehmen und zurück.
Der Chronist entdeckt das aviane Autodafè in der Kochstelle, als die Flammen hinter der Metallplatte heraus schlagen. Er handelt mit bemerkenswerter Reaktionsfreude, steckt einen Spieß und eine Grillgabel in Herrn Gans und holt ihn aus dem Feuer. Dieser hat allerdings pyrotechnisch seine Unabhängigkeit erklärt und lodert weiter.
Bemerkenswerte Schnelligkeit ist eines, bemerkenswerte Dummheit das andere. Während der Chronist einen Vogel an zwei Metallstäben hält, aus dem 30 cm hohe Flammenzungen schlagen, ein nicht alltägliches Erlebnis, das vielleicht als Anregung für all die ewig gleichen Feuerjongleure auf den Mittelaltermärkten dienen mag, während er also mit einem lodernden Vogel dasteht, hat er nur einen Gedanken: Was tun?
Eine nachträgliche Erkenntnis: Das Naheliegende sollte immer wohl erwogen werden. Herr Gans war ungegrillt eine stattliche 5-Kilo-Person, und auch jetzt noch ist er lecker und fett, obgleich von beklagenswerter Schwärze. Aber Herr Gans ist keine Gans mehr, er ist ein Behälter für ca. 600 ml verflüssigtes, teils brennendes Gänsefett.
Ein halbgefüllter Wassereimer ist keine Lösung. Auch wenn der Gedanke naheliegt. Auch wenn der Eimer nahe steht.
Keine Lösung.
Wirklich keine Lösung.
Der gerade vergangene Juni war nicht der meine. In keiner Hinsicht, außer vielleicht einem überraschenden Erleben des Juli. Allein wie ich dazu kam, mitten im Monsun Sommer eine Weihnachtsgans zu grillen ist eine bedauerliche Geschichte, die mit guten Vorsätzen begann und vielleicht ein anderes Mal erzählt wird.
Andererseits: Wann haben Feuerwehrleute schon mal so richtig was zu lachen?
(Bullshit-Index: 0.1)
Andererseits: Wann haben Feuerwehrleute schon mal so richtig was zu lachen?
(Bullshit-Index: 0.1)
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