Mittwoch, 12. Dezember 2012

"Über den Adel des menschlichen Geistes..."

...schreibt Terry Goodkind seinen eigenen Worten nach. Ich hatte ihn ja schon an anderer Stelle erwähnt, und wollte seine Sword of Truth-Reihe zumindest in Ansätzen besprechen (i.e. eindringlich davor warnen). Aber irgendwie bin ich trotz meines Alters nicht abgebrüht genug, mir nennenswerte Mengen an Vergewaltigungsfantasien und sinnloser Gewalt anzutun.

Du bist weiblich und zwischen 8 und 88? Nimm keine Rolle in einem Goodkind-Buch an. Du wirst vergewaltigt werden. To add insult to injury: In einer Prosa, die so schlecht ist, daß des Lesers Schreie sich mit Deinen vermischen. Das beweist, das Hecheln, Grunzen und an den Gonaden fummeln zu vermeiden ist, während man Texte schreibt, die zur Veröffentlichung bestimmt sind.

Dazu kommen Folterungen, "Nipple Magic", ausgeprägtes SM und das Niedermetzeln von Unschuldigen in Texten, deren Fülle an Widerlichkeiten noch getoppt wird durch die Unbeholfenheit, in der sie angeboten werden. Nichts an diesen Schwarten ist in irgendeiner Form angenehm. Es ist nur abstoßend brutal, aber nicht die stilistisch verfeinerte Brutalität eines Lector. Nein, Goodkind-Bücher lesen entspricht am ehesten, einem Neunjährigen zuzuschauen, wie er Hamster zu Tode quält und dabei lacht.

Vergewaltigung, Mord, Folter. That's it. Wie? Die Bösen sind halt so?

Eeeeh nein. Nicht ganz. In Terry Goodkinds Büchern sind die Guten für sowas zuständig, zum großen Teil. Niedermetzeln von Pazifisten, die für Frieden demonstrieren, Folterungen und unendliche Dummheit - das ist das Repertoire dessen, was Goodkind als "Adel des menschlichen Geistes" (Nobility of Human Spirit) versteht. Liegt wohl an der Philosophie dahinter. Von den Filibustern fang ich gar nicht erst an. Seiten voller Reden über Objektivismus, die der mordende Heros hält. Kotz. 

Ich hab wirklich Schwierigkeiten, den Dreck zu lesen. Wenn der "Held" einer Geschichte ein achtjähriges Mädchen zu Brei schlägt und dabei sein "Ding sich erhebt" (QUOTE!), dann ist für mich Ende.
Richard fühlte tatsächlich Mitleid mit der kleinen Prinzessin. Die Traurigkeit überkam ihn in einer Welle. Auf dieses Gefühl hin war er überrascht, das Ding in ihm sich erheben zu fühlen, nachdem es erwacht war.
   Prinzession Violet preßte ihre Augen zu, streckte ihre Zunge heraus, so weit sie konnte.
   Es war wie eine rote Flagge.
   Die Stärke der erwachten Macht explodierte in ihm.
   Er konnte ihren Kiefer zerschmettern fühlen wie einen Kristallkelch auf Steinboden, als sein Stiefel unter ihrem Kopf hochkam. Die Wucht des Aufpralls hob die Prinzessin in die Luft. Ihre eigenen Zähne trennten die Zunge ab, bevor sie ebenfalls zerschmetterten. Sie landete auf dem Rücken, ein gutes Stück entfernt, und versuchte durch spritzendes Blut zu schreien.
Bei der kleinen Übersetzung habe ich es mir übrigens bewußt verkniffen, Goodkinds elenden Stil auszugleichen. So liest sich das. Klar, die Prinzessin ist ein Kotzbrocken, die Kahlen bedroht, was aber keine Konsequenz hat, weil sie Kahlen in diesem Moment nichts anhaben kann.

Richard ist der verdammte Held. Er tritt einem kleinen Mädchen die Zähne ein. Er hätte sie auch "curben" können. Das Beispiel ist aus dem ersten Buch. Das gilt noch bei einigen als guter Fantasy-Trash, aber es ist randvoll mit Müll, wirklichem Müll. Hier hat Abschaum seinen geistigen Sondermüll verklappt, mit der stilistischen Finesse eines Tourette-Leidenden auf Crack. In den Folgebänden wird es richtig schlimm.

Ne, ich kann das nicht. Am Ende übersetze ich noch die Passage mit dem "chicken of doom that cocked his head toward Kahlen and let out a slow, menacing chicken cackle."

Hell no. You don't want me to go there. Ich zieh mir noch ein Katzenvideo rein und streichle meine Drei. Dann trink ich ein Bier, um das Ranzige dieser Bücher aus dem Mund zu kriegen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

To appreciate the work of the author, you should however remember at all times that kicking eight year old girls in the jaw so hard they die shortly after, slaughtering peace prostest guys, raping nuns with barbed dicks, drinking you own menstrual blood while giving a blowjob, talking to goats and arguing about the danger of flinging yourself into a blazing incendy are all metaphors praising the glory of objectivism and freedom, and you should never be so blind as to think it may be inappropriate.

Ingo hat gesagt…

Da ist er wieder, der Stein des Anstoßes.

Hm, ganz schön schwierig das Thema zu greifen, insbesondere weil der Beitrag verschiedene Ebenen wild vermengt.

Auf der inhaltlichen Ebene. Terry Goodkind und sein Schwert der Wahrheit hielt nicht, was ein Freund versprach. Um mich über die Gewalt(darstellung) zu echauffieren, fehlt(e) mir die Geduld, es war schlicht zu berechenbar und langweilig, damit sich unsereins durch die endlosen Seiten quält. Also wieder weg damit ...

Der Gewaltaspekt macht die Sache noch ein wenig schwieriger. Ich bin oder besser war bis zum englischen vierten Teil Fan von A Song of Ice and Fire (und anderer Werke des Autors). George R. R. Martin geht ebenfalls nicht gerade zimperlich mit seinen Charakteren um. Gewalt und Mißhandlungen sind Teil der Geschichte und Dramaturgie. Herr Tolkien metzelt ebenfalls so manchen .... nieder. Hat er das alleinige Recht der Erhabenen dieses dramaturgische Mittel zu nutzen? Was sind die Kriterien und wo ist die Grenze?

"In einer Prosa, die so schlecht ist, daß des Lesers Schreie sich mit Deinen vermischen." - Ich kenne das Original nicht, aber die Übersetzung des ersten Teils schien soweit in Ordnung, wenngleich unendlich klischeehaft und belanglos, soweit ich das vom Anfang des ersten Buchs beurteilen kann. Schon mal Joe Abercrombie oder Steven Erickson gelesen? Auch nicht viel ... 9 von 10 Fantasyautoren sollten sich einen anderen Beruf suchen.

Thomas Mann und andere deutsche Literaten - ich sage nur Handke - mögen als Vorlage des "obergescheiten" deutschen Bildungsbürger-Feuilletons dienen, sind aber glücklicherweise nicht das Maß aller Dinge für jedermann oder jederfrau.
Ab und an Fremdworte (z. B. Gonade) einzubinden und deutliche Antipathie-Bekundungen mit sprachlichem Feuer auszuspucken, bildet noch keine klare oder nachvollziehbare Argumentation, selbst wenn kein eigener Satz ohne x Kommas auskommt. (Zynische Anmerkung, wann ereilt die FAZ das Schicksal der Rundschau?)
Mit anderen Worten, es fehlt eine "eigene" Begründung, warum die Prosa so oder so zu sein scheint. Gewalt(-ablehnung) ist kein Teil der Syntax, sondern berührt eher die Semiotik/Semantik, oder? Stil verbindet verschiedene Aspekte der Sprache, in diesem Fall Satzbau und Bedeutung(slehre). Nach meinem Dafürhalten gehört diese Frage in den Bereich der "Geschmackssache". Die Frage nach oben genannter Grenze beantwortet jeder für sich selbst. Hoffen wir das Beste ...

Das Zitat scheint in der Tat überaus kritisch, wenngleich der "größere" Zusammenhang und die genaue Quelle (Wo im ersten Buch?) fehlt.

Die Philosophie oder besser der Objektivismus hallt sehr fragwürdig nach, wenngleich - aus meiner Sicht - die Verbindung zwischen dem Inhalt oder der Erzählung und der "Lebensperspektive" des Autors nicht deutlich (genug) wird. Ich gestehe jedoch, dass ich mich weder mit dem Autoren noch mit dem Objektivismus umfassend beschäftigte. Der gute Terry und der unglaubliche "Titan" Ron gehören nicht in meine engere Leseauswahl. Ich bin so frei ...

Die emotionale Ebene des Beitrags wirkt verständlich, aber die "wüste" Darreichungsform führt unter Umständen beim Leser zu einer kognitiven Dissonanz.
Eine Gegenüberstellung mit "Positivbeispielen" und eine stichhaltigere, weniger aufgeladene Aufarbeitung führt gegebenenfalls eher ans Ziel.

Besser mal Gift und Galle beim "bildstarken" Hobbit von Peter Jackson vergessen (machen).
Bin gespannt, ob bzw. was da noch was kommt.

Bestes
-i

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