(Gottfried Benn)
Der Ami stapft mit Strenge, aber auch mit Mitleid durch die Kulisse, die Russen dürfen mit leuchtenden Augen Kinder abballern, Deutsche sind Opfer. Wer trägt mehr Edelmut im Herzen als deutsche Adlige? Niemand, zumindest nicht im deutschen Fernsehen, das im neuen Dreiteiler Tannbach einmal mehr eine aufopfernde Blaublüterin auf das Podest der Edelmenschin stellt.
Deutsche sind Opfer. Bis auf ganz wenige Ausnahmen. Und sollte sich tatsächlich einer der hehren Adeligen "im Osten" (ÖR-Euphemismus für den Raub- und Vernichtungskrieg) die Finger schmutzig gemacht haben, dann, ja dann sieht er halt aus wie der Lauterbach Heiner. Sollte wohl Strafe genug sein.
Ami gut. Russe böse. Und die meisten unserer Vorväter haben nicht gewußt, was "die Nazis" da treiben. Ehrlich. Die dachten, die verschwundenen Nachbarn mit den botanischen Namen seien in Urlaub.
Das ist Kalte-Kriegs-Propaganda aus der Adenauer-Ära, da tropft ein manichäisches Weltbild aus der Glotze. Daß der Dreiteiler zusätzlich noch dramaturgisch hinkt, die Handlung heftig courths-mahlert, die Charaktere gar keine Charaktere sondern Stereotypen sind, all das ist kennzeichnend für derlei Produktionen, die frei, sehr frei nach Motiven der Vergangenheit entstehen.
Ach, was stecken für Möglichkeiten in diesem Stoff, was hätte mit dem doch ansehnlichen Budget und dieser Ausstattung entstehen können. Doch statt subtilen Auslotens der Ambivalenzen - ja, die Rote Armee wütete schrecklich, aber sie half auch, Deutsche waren Opfer und Täter, und auch die Weste der Westalliierten wies Flecken auf - klatscht man im Dramatica-Schema leicht entstaubte Propagandaversatzstücke aus den 1960ern auf den Bildschirm.
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