Montag, 8. März 2021

"Schreiend und wehrlos" - Kurzkritik

Wohneigentümergemeinschaft. Waldorfschule. UND deutsches Vereinsleben. Alles in einem. Mit einem Mord. In Schwaben, vermutlich während der Kehrwoche. Wenn mir jemand einen deutscheren Film nennen kann, er möge die Hand heben. Ich hab Tränen gelacht, spätestens, als sie sie anfingen, Storms Schimmelreiter zu paraphrasieren ("Es muß was Lebiges in den Deich."), ein Buchtitel, der im Kontext des Films ein schöne weitere Bedeutung erlangt ("Es ist eine Chance, unsere Haltung zu Wasser im Fundament zu überdenken."). Aber eigentlich war ich schon vorher hysterisch, so bös war der, und so gut kenn ich all die Typen, die da auftraten (zu meinem Leidwesen, ich war halt mal bei den Grünen aktiv, als ich noch glaubte, sie seien links und/oder für die Umwelt).

Sogar die Auflösung (und die abschließende "Verfolgungsjagd") sind mit einer gemeinen Ironie inszeniert, die ich deutschem Gebührenfernsehen so nicht alle Tage zutraue. Hier wird ein gruseliger Mikrokosmos seziert und klinisch erfaßt. Und ja, die Ahnenreihe beginnt bei ausgehängten Klotüren in WGs der 1970er ("Alles ist politisch, auch Deine Entleerung. Laß uns an Deinen Darmbewegungen teilhaben.")

Die Autoren (Daniel Bickermann und Dietrich Brüggemann) hassen das alles, und sie hassen außerdem Beziehungen, Yoga, Goa, Stuhlkreise, Integrative Körpertherapie ("Sie fühlen sich danach wie neugeboren." - "Schreiend und wehrlos?"), und Familienleben. Was bleibt noch? Mmmh. Das: "Wir weben gerade eine Erinnerungswolke für Dich."

Das ist unser Haus kriegt für einen Tatort 5/5 Sternen. Tatort aus Stuttgart.