Montag, 29. Oktober 2012

Hach, US-Moral.

Imdb.com hat für besorgte Eltern ein absolut geniales Feature: Inhaltswarnungen. Dort wird nach Kategorien wie "Sex und Nudity", "Drug Use" aufgegliedert erklärt, was so alles in einem Film steckt, das die lieben Kleinen verstören könnte. Im Falle von The Last Legion beruhigt uns IMDB, daß es keinen Sex etc. gäbe, denn, der Regisseur sei "bemüht gewesen einen familienfreundlichen Film zu drehen."

Sonst noch was? Oh ja, fast vergessen: "Hoher Body Count, Non-Stop Action, Brandmarkungen und ein abgetrennter Finger."

Na denn.

Samstag, 20. Oktober 2012

Themepark Gleiwitz

Was zum Gucken: Die ZDF-Doku War Made Easy, die noch ein paar Tage im Stream sein wird. Eine schöne Doku, wie die Machthaber der USA ihre zahlreichen Angriffskriege zu Akten reiner Nächstenliebe propagandisieren. Versteckt auf ZDF Info und im Internet, wie so oft mit den wirklich sehenswerten Sendungen der ÖR.

Auffällig (eher nicht): Wie immer wenn's um dieses Thema geht, scheint die Zeit vor 1964 nicht zu existieren, und die Narrative der schönsten Verschwörungstheorie aller Zeiten (Ali Baba und die Neunzehn Teppichmesser) wird nicht hinterfragt. Naja, jedenfalls sagen sie nicht explizit, sie sei wahr.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Kritiker!

Auch so eine Spezies. Kritiker. Eigentlich sind sie gedacht, eine Symbiose mit den Literaten einzugehen, aber sie ersticken an ihrer eigenen Wichtigkeit. Längst schon sind viele zu Parasiten verkommen und halten ihre Besprechungen offenkundig für weitaus bedeutender als das Besprochene. Von den Tendenzen zur intellektuellen Inzucht will ich hier erst gar nicht anfangen, das hat Joachim Leser besser beschrieben.

Noch schlimmer sind die aber, wenn sie hypen. Da schreibt eine Frau, die einen Milliardenerfolg im Rücken weiß, etwas radikal anderes, was in unserer Fortsetzungswelt denn doch auch Mut erfordert (Rambo IV anyone?), und es raunt im Föjetong. Gewichtig.

Dann setzt der Hype ein. Derselbe Hype wie bei den Potter-Büchern zuvor. Live-Berichterstattung von den Verkaufsstellen weltweit, in der WELT und beim SPRITZEL ONLINE richten sie Ticker ein, wo Kulturredakteure ihre Eindrücke beim Lesen bloggen, tickern und tweeten.

Die große Ernüchterung kommt. Es ist ein Buch. Über die dunklen Unterströmungen englischer Kleinstädte. So ein bißchen David Lynch mit ein bißchen Charles Dickens und eben ganz viel J.K. Rowling. Stilistisch unterwältigend und im gesamten lesbar, aber schlicht. Mit klarer, heute sagt man wohl "sozialromantischer" Tendenz und meint damit jemanden, der die totale Kapitalisierung des Lebens nicht widerspruchslos hinnehmen will.

Jetzt sind die Kritiker böse und sagen, das Buch sei mehr so "meh". Sie sagen das in mehr Worten, aber, zumindest in den Berichten, die ich gelesen habe, mit deutlich weniger Niveau. Sie sind böse, die Kritiker, so scheint es mir, auf Frau Rowling.

Warum? Ich nehme an, sie wollten einfach nur einen neuen (alten) Harry Potter.

Das find ich jetzt nich' so gut, Du.

Meine Stats sind im Ofen. Von knapp 27.000 Hits runter auf 17. Interessant. Ich bin beileibe nicht der Einzige, das Blogger-FB-Board brummt. Naja, ich schau mir jetzt mal die Debatte Romney vs. Obama an und warte das in den nächsten Tagen einfach ab.


Donnerstag, 11. Oktober 2012

"I know you. You are not real."

Die beste Inspiration fürs Entwickeln von Texten und/oder Modulen ist das Leben. Nichts ist besser als Ausgangspunkt für die Phantasie als ein großes WTF mit einem Fragezeichen. Daher guck ich so gerne Dokus: Sie bieten einen sauberen Faktencheck, und darauf kann man aufsetzen, solange man nicht die Narrative der Filmer übernimmt. Schön offen bleiben, Fakten nehmen, Rückschlüsse ignorieren.

Prima Material, um visuelle Handouts zusammenzuschneiden, hat man dann noch dazu.

Nehmen wir die BBC-Doku Madness in the Fast Lane. Zunächst dachte ich, es sei ein Hoax, denn es wirkte teils wie für die Kamera gemacht, aber es ist keiner. Es war wirklich nur zufällig eine BBC-Crew mit den Streifenhörnchen auf Patrouille.

Darum gehts: Ein schwedisches Zwillingspaar wirft sich wiederholt auf den Fahrstreifen der Autobahn, eine wird von einem 40-Tonner überrollt (!), sie überleben. DIe Polizei kassiert sie ein, läßt die eine ein paar Stunden später (vollkommen gesund, obwohl sie die Front eines PKW zerschmettert hat) laufen, und die bringt schließlich eine Zufallsbekanntschaft um. Ein grazil-verstörender Tanz voll Paranoia und offener Fragen. (Vorsicht: drastische Bilder).

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Horror vacui...

... Angst vor der Leere. Physikalisch die Annahme von Aristoteles, daß leere Räume von der Natur mißbilligt würden und Gase oder Flüssigkeiten anziehen würden. Oder so. Bin kein Physiker. In der Kunstgeschichte die Bezeichnung von zwanghaftem Überfrachten mit Details, bis kein Fitzelchen mehr frei ist. Oder so. Bin kein, naja.

Dann gibts da noch die andere Form von Horror vacui. Die tatsächliche Angst davor, einen Leerraum zu befüllen, die Angst, dabei zu versagen und etwas Banales hinzuplötzen.  Maler haben das, Kunstmaler. Aber sobald die ersten Striche sitzen, geht das vorbei. Die Fläche ist nicht mehr leer, die Fläche ist endlich. Die nächsten Tage und Wochen vergehen im mehr oder minder fröhlichen Schaffen dahin.

Beneidenswerte Bastarde, diese Kunstmaler. Schreiber müssen da jeden Tag durch. Jeden Tag spannen wir (zumeist nur sinngemäß in unserer Textverarbeitung) ein neues leeres Blatt in die Maschine. Und dann sitzen wir erstmal davor und starren es an. Das Blatt starrt zurück. Wenn wir anfangen, es mit den ratternden Typen in die Unterwerfung zu hämmern, nagt an uns stets das Wissen, daß es eine unendliche Anzahl weißer Blätter für uns gibt, da wo das herkommt, das wir gerade zähmen.

Unsere zu befüllende Fläche ist nicht endlich, sie ist theoretisch unendlich.

Klar, wir haben eine ungefähre Vorstellung und/oder Vorgabe, 350 bis 400 Manuskriptseiten beispielsweise. Das sind 400 verdammt leere Blätter. Ist das erste des Tages gepackt, wird es leichter. Bis zum nächsten Morgen, dann wartet wieder die Leere auf uns, mindestens ebenso ausgeschlafen wie wir.

Bis ans Ende.

(Wieder an Deck, nach drei höllischen Wochen. In Frankreich war ich auch nicht.)