Auch so eine Spezies. Kritiker. Eigentlich sind sie gedacht, eine Symbiose mit den Literaten einzugehen, aber sie ersticken an ihrer eigenen Wichtigkeit. Längst schon sind viele zu Parasiten verkommen und halten ihre Besprechungen offenkundig für weitaus bedeutender als das Besprochene. Von den Tendenzen zur intellektuellen Inzucht will ich hier erst gar nicht anfangen, das hat Joachim Leser besser beschrieben.
Noch schlimmer sind die aber, wenn sie hypen. Da schreibt eine Frau, die einen Milliardenerfolg im Rücken weiß, etwas radikal anderes, was in unserer Fortsetzungswelt denn doch auch Mut erfordert (Rambo IV anyone?), und es raunt im Föjetong. Gewichtig.
Dann setzt der Hype ein. Derselbe Hype wie bei den Potter-Büchern zuvor. Live-Berichterstattung von den Verkaufsstellen weltweit, in der WELT und beim SPRITZEL ONLINE richten sie Ticker ein, wo Kulturredakteure ihre Eindrücke beim Lesen bloggen, tickern und tweeten.
Die große Ernüchterung kommt. Es ist ein Buch. Über die dunklen Unterströmungen englischer Kleinstädte. So ein bißchen David Lynch mit ein bißchen Charles Dickens und eben ganz viel J.K. Rowling. Stilistisch unterwältigend und im gesamten lesbar, aber schlicht. Mit klarer, heute sagt man wohl "sozialromantischer" Tendenz und meint damit jemanden, der die totale Kapitalisierung des Lebens nicht widerspruchslos hinnehmen will.
Jetzt sind die Kritiker böse und sagen, das Buch sei mehr so "meh". Sie sagen das in mehr Worten, aber, zumindest in den Berichten, die ich gelesen habe, mit deutlich weniger Niveau. Sie sind böse, die Kritiker, so scheint es mir, auf Frau Rowling.
Warum? Ich nehme an, sie wollten einfach nur einen neuen (alten) Harry Potter.
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