Dienstag, 19. Juni 2018

Frankensteins Monster

Beim Public Viewing in Berlin, so heißt es, sei es beim Spiel Deutschland gegen Mexiko sehr ruhig gewesen. Das war dem Anlaß angemessen. "Public Viewing" bedeutet eigentlich "Öffentliche Aufbahrung (einer Leiche)". Und das wars ja dann auch. Mexiko hat den sklerotischen Restbestand der deutschen Nationalmannschaft untergepflügt. Glückwunsch und danke, daß es bei 0:1 blieb.

Das ist ein Leichnam. Und gefühlte 200 Millionen Hobbytrainer in Deutschland wissen, was jetzt zu tun ist, und für weitere 400 Millionen ist 'eh alles scheiße und die deutsche Mannschaft quasi schon auf dem Heimflug. Liegt wahrscheinlich daran, daß wir vor Moskau schon wieder keine Winterausrüstung dabei haben.



Hey! Dann will ich auch mal. Also. Wir haben eine Leiche von Nationalmannschaft. Also müssen wir sie neu zusammensetzen, um ein Monster zu erschaffen, das die Vorrunde überstehen kann. An den technischen Dingen - kein Raumgefühl (ich habe Hummels noch nie so oft im toten Raum rumstolpern sehen), keine Übersicht der Laufwege, schnelle Ballverluste - kann man rein taktisch nichts ändern. Das müssen die trainieren. Aber eine neue Mannschaft aufstellen, das kann man mit dem Bier in der Hand und besserwissend in die Tasten hackend.

Was haben wir für Probleme? Unsichere Abwehr, langsames Mittelfeld, wenig Kreativität im Angriff. Oh vej. Ach ja. Nicht vergessen: Neue Mitspieler wie Plattenhardt nicht wegmobben, indem man sie ignoriert.

Okay. Zunächst einmal die Luftwegatmer raus, trotz Stammplatzgarantie, also Khedira (so langsam, daß Ikea eine Schrankwand nach ihm benennen will), Müller (so überspielt, daß er nach fünf Minuten nicht mehr zu wissen scheint, wo er gerade ist) und Özil (sehr sensibel und derzeit mental einfach zu sehr unter Druck).

So. Und dann?

Tor: ter Stegen oder Neuer, ist mir egal.

Abwehr: Mit Hummels, Boateng und Süle drei Innen. Keine Außen.

Mittelfeld: Kroos etwas weiter links als tiefliegender Spielmacher, Rüdiger (ja Rüdiger) als sehr schnellen Sechser mit Offensivpotential. Soll so spielen wie ein fitter Khedira. Oder Kroos, der ebenfalls nicht übermotiviert auftritt, ebenfalls raus und mit Rudy und Rüdiger eine Doppelsechs bauen.

Auf den Flügeln Goretzka (kann sehr gut vertikal spielen) und Kimmich, der soll seine Vorstöße ünternehmen, die er ja auf Traineranweisung marschiert, ohne defensiv zu sehr gebunden zu sein. Andere müssen dann eben den Rückraum auf der rechten Seite sichern. Eine defensivere Variante tauscht Goretzka gegen Plattenhardt (falls der Grippekranke sich nicht zurück meldet), der war nämlich gar nicht schlecht, wenn man ihn denn mal eingebunden hat.

Angriff: Wenig Möglichkeiten im kommenden Schwedenspiel als Werner vor Brandt und Reus.

Das ist beileibe (noch) keine Weltmeistermannschaft, aber eine, die zumindest mal in die KO-Phase kommen kann. Dann muß man halt weiter sehen.

Leider scheint Löw in seine Beratungsresistenz von vorm Viertelfinale 2014 gerutscht zu sein (damals u.a. Lahm als Sechser, Bombenidee) und wir werden wohl eine dem Mexiko-Spiel sehr ähnliche Aufstellung sehen. Defensiv wahrscheinlich etwas geordneter, aber behäbig und langsam. Dann packen wirs vielleicht mit Hängen und Würgen und Horst-Hrubesch-Gedächtnisrumpeln sowie einer Riesenportion Dusel ins Achtelfinale, wo dann Brasilien oder Schweiz auf uns warten werden.




 

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