Freitag, 12. Dezember 2014

Karneval der Tiere

Also Karneval der Tiere. Der Kalauer mußte kommen. "Tiere im Rollenspiel" ist das Thema des RSP-Karnevals im Dezember, und das paßt ganz gut, zu dem was ich gerade so mache. Also kann ich das hier schreiben, mich vor meiner eigentlichen Arbeit drücken und trotzdem noch so tun, als arbeitete ich. Ha, nimm das, schlechtes Gewissen.

Sundar nahm eine Hand voll Südwind, hauchte ihm Seele ein und erschuf so das Pferd.
(Das Lied des Erschaffers) 

Tiere im Rollenspiel sind enorm bereichernd. Als Feinde, vor allem aber als Gefährten der SC, die wundervolle Möglichkeiten für emotionale Einbindungen und Verwicklungen geben, die sich in der Set-Up und Pay-Off Struktur verwenden lassen ("Was'n das?"). Tiere erweitern die Möglichkeiten der Charaktere, binden die Spieler besser ein und eröffnen Gelegenheiten. Der SL / Regel-Designer muß sich nur gut überlegen, wie er das in sein Spiel integriert. Nachfolgend einige systemneutrale Gedanken.

Pferde und ähnliche „reitbare Untersätze“ sind entscheidend für Ihre Helden, wenn diese sich aus der heimatlichen Umgebung fortbegeben müssen. Die Spieler können sich für ihre Charaktere ein­fach ein Tier von der Liste des jeweiligen Systems aussuchen, bezahlen und fertig.

Ein Reittier stellt für einen „jungen Helden“ aber vielleicht nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine emotionale Investition dar - er erwirbt einen Gefährten, ein Geschöpf, das ihm zur Seite steht, ihm Gesellschaft leistet, und auf das er, wenn es hart auf hart geht, sein Leben setzt. Er kauft mit seinen Goldtalern etwas, das normalerweise nicht käuflich ist - einen Freund.

Ein Tier ist dabei im kalten Blick der Regeln (wie alle SC / SLC) eine Funktionseinheit, ein Objekt mit Kampfwerten, Tragkraft und Bewe­gungsweite. Das genaue Aussehen ist nichts weiter als eine Ausprägung. Nach dem Muster, das die Standardtiere des jeweiligen Systems etab­liert, kann man exotische Ausprä­gun­gen für jedes Set­ting bauen. Mögliche Besonderheiten werden als Merkmal erfaßt.

Individualisieren

Tiere, egal welcher Rasse oder Spezies, werden in 5 Güteklassen unterteilt, von "Elendsgestalt" bis zum "Edelblut". Es gehört schon eine Menge dazu, ein Tier richtig einzuschätzen. Händler sind trickrei­che Ver­käufer, immer auf der Suche nach Idioten, denen man schlachtreife Elendswesen andrehen kann. Und sie riechen Idioten zehn Meilen gegen den Wind.

Die Güteklasse hat Auswirkungen auf alle Ei­gen­schaften des Tieres, die Kampfkraft, die Marschleistung, die Moral usw. Die Qualität bestimmt auch, wieviele Macken ein Tier hat, und wie gut es trainiert werden kann.

Macken sind negative Eigenschaften wie aggressiv, verfressen, starrsinnig etc., die dem Tier Charakter geben. Sie eröffnen dem Spieler auch die Möglichkeit, sich intensiver mit ihm zu befassen, in dem er seinem Gefährten die Macken abtrainiert, oder sogar Tricks ("Auf der Hinterhand wenden") beibringt. Das kann / sollte sehr nebenbei geschehen (vielleicht sogar im sog. "Barbiespiel"), aber verdammt ist das ein gutes Gefühl, wenn der Gaul ohne Zögern schließlich doch durch die Feuerwand springt und man in höchster Not den wütenden Feinden entkommt.

Hätts ihm gar nicht zugetraut.

Einsatzmöglichkeiten


Ein Streetsam in Shadowrun führte mal einen teilverchromten Schimpansen als Gefährten, was sich bei unauffälligen Runs aller Art als sehr nützlich erwies. Er starb auf etwas tragische Weise, als er sich mit einer autonomen Flugdrohne anlegte, die panisch floh, mit ihm drauf. In ca. 800 Metern Höhe besiegte der Affe die Drohne...

Überhaupt können Tiere zu sehr wertvollen Gefährten werden. Ein niedlicher Papagei wurde von einem Piratenkapitän dazu erzogen, Gespräche zu belauschen und dann wiederzugeben. Er konnte auch Dinge stehlen, die man ihm zeigte. Pferde und Hunde können auf schleichen und Fesseln durchbeißen trainiert werden. Letztlich setzen nur die Biologie und die Phantasie der Beteiligten hier Grenzen.

Umgekehrt sind sie ein Hebel für den SL. Ein gutes Roß, vielleicht gar trainiert, ist soviel wert wie ein magisches Schwert. Warum nicht mal einen Helden zur Abwechslung mit einem Pferd belohnen, das ihm in Notzeiten sehr von Nutzen sein wird? Er wird sich schnell an das Tier gewöhnen und es nicht mehr missen wollen. Es muß nicht darauf hingewiesen werden, daß Pferde einem SC leichter wegzustehlen sind als magische Schwerter. Mietställe können sehr unsicher sein. Pferde verletzen sich auch leichter als magische Schwerter und drohen dann zu verbluten.

Es lohnt sich auf alle Fälle darüber nachzudenken, wie man das Thema in der Kampagne implementieren kann und den rein mechanischen Rahmen von Summon Animal I bis III zu verlassen.

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