Freitag, 30. August 2013

Sagt der Präsident sein gepflegtes Grillen ab?


Na denn. Hoffentlich vorerst zum letzten Mal was zu Syrien. Der Orf berichtet gerade:
Nach Tagen der Drohungen an das syrische Regime wegen des vermuteten Giftgasangriffs auf eine Rebellenhochburg bei Damaskus am Mittwoch vergangener Woche legen die USA und Großbritannien nun den Retourgang ein: Dass das Massaker auf Befehl von Machthaber Baschar al-Assad oder seinem Umfeld geschah, lasse sich nicht beweisen, hieß es am Donnerstag überraschend aus beiden Ländern.
Ein Versuchsballon mit den "Beweisen" wurde bereits in den Medien lanciert (Zusammenfassung):

  • Abgehörte Funksprüche, die letztlich gar nichts bewiesen, die aber irgendwie, im Endeffekt und überhaupt Assad zum Schuldigen machten. Sagt das US-Außenministerium: "Grundsätzlich müsse jedoch der Oberbefehlshaber - also Syriens Diktator Baschar al-Assad, die Konsequenzen für die Entscheidungen seiner Militärs tragen." Hinzu kam, daß die Quelle - israelischer Geheimdienst - im Ruch des Zweifelhaften steht.
  • Ein Video, das den Abschuß einer Boden-Boden-Rakete durch syrisches Militär zeigen soll. Genau diese Raketen seien später in Daraja gefunden worden. Das wirft soviele Fragen auf. a) Es sind Standardgeschosse. b) Das "syrische Militär" nutzt Zivilfahrzeuge in diesem Video. c) Falls sie mit Giftgas hantieren (und das soll das Video beweisen), ist der Mangel an ABC-Schutz (NULL) erstaunlich. d) Kein Datum, die Quelle des Videos sind die Aufständischen. e) Der einzige Hinweis auf "syrisches Militär" sind die Uniformen und an denen herrscht gewiß kein Mangel.

Nachdem nun diese "Beweise" fast überall nur höflich formulierte Zweifel aufkommen ließen und nicht mal die üblichen Verdächtigen in den Medien sich zu einem "JETZT ABER" aufraffen konnten, wird langsam klar, daß allenfalls eine Minderheit den "Beweisen" glauben wird. Den Verantwortlichen scheint zu dämmern, daß niemand sehen will, wie sie in der Region einen Flächenbrand entzünden. Nicht, daß wir alle nun Assad mögen, aber verdammt noch mal, es ist eben sehr unwahrscheinlich, daß er es war.

Hinzu kommt, daß die vorgeschlagene "Strafaktion" militärisch sinnlos wäre, die Bevölkerungen Kriegsunlust äußern und das britische Parlament opponiert und Handfestes zu sehen wünscht. Labour wird sich (hoffentlich) nicht noch einmal so verarschen lassen wie zum Irakkrieg von Blair.

Vielleicht ist der Unsinn jetzt vom Tisch und alle machen sich mal dran, das syrische humanitäre Problem konstruktiv zu lösen. Dafür bezahlen wir euch Pappnasen. Ja, ich bin ein Naivling.

Addendum:/ Gerade noch in der New York Times aufgeschnappt, daß Obama vielleicht auch den Alleingang unternehmen will, auch wenn die Beweislage offenkundig dünn ist. Die Administration selbst schränkt deren Wert ein:
Administration officials assert that the intelligence will show that forces loyal to President Bashar al-Assad carried out the chemical weapons attack in the suburbs of Damascus. The intelligence does not tie Mr. Assad directly to the attack, officials briefed on the presentation said, but the administration believes that it has enough evidence to carry out a limited strike that would deter the Syrian government from using these weapons again.
Er wars nicht, aber wir bringen ihm bei es nicht wieder nicht zu tun oder was? Der einzige Rückschluß, den Assad ziehen kann: Egal was ich tue, die Amis geben mir aufs Dach, also könnte ich eigentlich auch...

Sehr zielführend.

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