Seid Ihr eigentlich komplett durchgeknallt?! Das ist schädigend fürs Hobby. Wer das in Händen hält und noch nie was mit RSP zu tun hatte, der fühlt sich verarscht und zwar gewaltig.
Guckt euch die erste Seite an. Eine Karte ("Every adventure begins with a map") und drei Coverabbildungen, von denen schon mal zwei Spektaktel versprechen (das vom Basisbuch stellt zumindest noch handfeste Abenteurer dar). Dann kommen Sätze voll Verheißung wie:
Sie schlüpfen in die Rolle eines Helden und können sich selbst aussuchen, ob Sie eine edle Ritterin sein wollen oder ein machtvoller Zauberer, eine verschlagene Streunerin oder ein geheimnisvoller Elf.Geil. So soll das. Gut die anschließende altväterliche Präsentation altbackener Regeln ignorieren wir ebenso wie die Tatsache, daß die Beispiel-SC lausige Werte haben (und irgendwie teilweise unheldisch wirken. Heiler? Gaukler?)
Wir wollen das Abenteuer. Wir sind "Helden". Hat man uns versprochen. Wir wollen "Heldisches" tun wie z.B.
Zwischen Wettbewerben, Trinkzelten und Gedichten zu Ehren des Heiligen Targuin können die Spieler sich im Dorf amüsieren, sowie an den zahlreichen Wettbewerben teilnehmen...Wie belieben? Ääääh. Okay. Wettbewerbe, muskelbepacktes Armdrücken, im Ring den Gegner in den Staub werfen, Bogenschießen à la Robin Hood oder auch
Bällchen werfen.WTF?!
Bällchen werfen. Nägel hämmern.Scheiße. Mit jeweils Zusatzregeln für "Bällchen werfen" und "Nägel hämmern". Das nennen die wirklich so. Nicht "Ball werfen", nein "Bällchen werfen." Adds insult to injury. Mein Held betrinkt sich, da macht er nicht mit. Weckt mich, wenn die versprochene Prinzessin in Gefahr ist.
Wirklich? Die Damsel in Distress heißt Yolanthe? Das tatsächlich Deprimierende ist: Zu diesem Zeitpunkt, als der Name der "hübschen Wirtstochter" fällt, der Assoziationen mit sehr alten und sehr breiten Pferden aus dörflichem Wohlstand weckt, als dieser Name fällt, bin ich nicht mal mehr überrascht.
Versprochen werden mir Helden, Gefahren, Prinzessinnen. Geliefert werden Gaukler und Jäger, korrigiere, unfähige Gaukler und Jäger, "Bällchen werfen" und eine Wirtstochter mit dem Namen eines Brauereipferdes.
Und jetzt liebe Redax, überlegt mal, warum das potentielle Hobby-Neulinge enttäuschen könnte.
21 Kommentare:
- Ohne Scheiss, Alter, am Wochenende im Jugendzentrum Rolle gespielt.
- Rolle gespielt? Was'n das?
- Scheisse, statt Bälle zu werfen, würfeln die aus, ob se Bälle werfen können.
- Echt? Ist ja scheisse.
- Die Orks ham dann noch 'n Pferd gefressen. Jolante.
- Boah. Klingt... naja... mist?
- Jo. Mist. Is nix für mich.
Backalive meint...
Auch wenn der Bericht, wie selbst zugegeben, in Stimmung von seelischer Pein und Zorn geschrieben wurde, muß ich dennoch großteils zustimmen.
Es ist ein weiterer Beweis dafür, daß die 'Auge'-Redax, ich trau mich immer noch nicht, das offizielle Kürzel aus Angst vor lizenzrechtlichen Repressalien zu verwenden, jede Bodenhaftung verloren hat. Nach dem selbstbeweihräuchernden Ergebnis der Umfrage wird sich daran, leider, auch nichts ändern.
Josch denkt sich:
Deinen gerechten Zorn und Spott in allen Ehren, aber bedenke doch bitte auch, dass sich das ganze an Leute richtet, die das erste Mal spielen und dass hier versucht wird, in überschaubarer Umgebung einen Miniplot zu liefern, den man auch mit absoluten Anfängern in 2-3 Stunden mal eben wegspielen kann. Die von Dir aufgespießten Sachen klingen aus dem Zusammenhang gerissen in der Tat ziemlich ulkig, erfüllen aber im AB die m.M.n. sinnvolle Funktion, den Spielern ganz zu Beginn die Möglichkeit zu geben, sich auf dem Fest ein wenig "warumzuspielen", ohne dass gleich schon irgendwas Wichtiges auf dem Spiel steht. Das ist doch wirklich nur Vorgeplänkel. Und auch aus Alkrik Bällchenwerfer kann ja noch schnell ein echt furioser Dragonslayer werden, wenn die Spieler Spaß an weiterer harter Action haben, nachdem sie am Ende des Abenteuers Orks und Oger in Grund und Boden geschnetzelt haben.
Natürlich kann an das gemütlich-heimelige Setting hier insgesamt etwas bieder finden, aber: Wie ließe sich die Sache denn deiner Ansicht nach richtig schön evil und actionlastig aufziehen, ohne dass man sich damit auch nur an einen kleinen Teil der potentiell Interessierten richtet oder den Rahmen eines solchen Tutorials sprengt? Ist keine rhetorische Frage, also her mit den guten Vorschlägen. DSA kann sie sicher brauchen ;)
Nebenbei: Was ist denn ein "selbstbeweihräucherndes" Ergebnis einer Umfrage, Backalive? Das ergibt doch jetzt irgendwie nicht so wirklich Sinn, oder?
Ich habe damit mal drei 12-jährige in ein Zimmer gesperrt. Sie kamen raus, waren komplett begeistert und am nächsten Tag musste ich ihnen helfen, drei "richtige" Charaktere zu erstellen (das war ein richtig anstrengender Nachmittag). ;)
Gut, jetzt mag man fragen: Richtet sich das Tutorial an 12jährige? Aber 30jährige fixt man nicht mehr mit Rollenspiel an, da bin ich leidgeprüft genug, um das nie wieder zu versuchen. Und für Jugendliche, die generell fantasyinteressiert sind, ist es offenbar sehr gut geeignet.
Schöne Grüße
Arduinna
Aber spielt man nicht genau deswegen DSA!
Will man nen Dungeon leerräumen spielt man doch eher Dungeonslayer oder Pathfinder, DnD 4.x,... .
Aber um an Wettbewerben teilzunehmen, Trinkzelte zu besuchen und Gedichten zu lauschen und dann noch Bällchen zu werfen, das macht doch DSA aus?
Daher finde ich genau das was du kritisiert ist gut, weil sonst würde man ja Pathfinder, Dungeonslayer oder etwas anderes als DSA spielen.
Heilige Sch..
so kenne ich DSA.
Besonders geil finde ich den satz
"
Zwischen Wettbewerben [...] können die Spieler [...] an den zahlreichen Wettbewerben teilnehmen...
"
Wen lassen die da eigentlich Texte schreiben?
DSA ist sich halt zu gut für Klischees. Dabei sind Klischees so wichtig für das Hobby.
Richtet sich das Tutorial an 12jährige? Aber 30jährige fixt man nicht mehr mit Rollenspiel an, da bin ich leidgeprüft genug, um das nie wieder zu versuchen. Und für Jugendliche, die generell fantasyinteressiert sind, ist es offenbar sehr gut geeignet.
Äh. Ich hab mit RSP angefangen, als ich noch einstellig war, aber *damit* wäre es bei einem einmaligen Abstecher ins Hobby geblieben.
Josch ergänzt:
Ich vermute, zur Schau gestelltes Entsetzen über manche/bestimmte/alle DSA-Produkte ist oft eher Entsetzen darüber, dass es Leute gibt, denen diese DSA-Produkte (oder DSA im Allgemeinen) tatsächlich gefällt. Bisschen so wie mit Bionade und Ökofood. Die meisten Leute, die Bionade und Ökofood verachten, verachten ja eigentlich primär die Leute, die Bionade und Ökofood mögen. Und trotz aller Bemühungen, auch mal Untotenheere über Aventurien marschieren zu lassen und ordentlichen Dämonenrabbatz zu machen: DSA bietet halt im Vergleich zu anderen Spielwelten immer noch eher gemütliche Fantasykost, und das scheint immer noch vielen Leuten recht gut zu gefallen. PnA baut daher auch keine grundsätzlich falschen Vorstellungen davon auf, was einen später bei so DSA erwartet.
Woh-woh.
a) Verachte ich DSA-Spieler nicht.
b) Brandmarke ich die Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung, die aufgebaut wird und der Scheiße, die dann serviert wird.
c) Bestreite ich energisch, das selbst das "offizielle" Aventurien so aussieht.
d) Bin ich eigentlich der Meinung, daß hier ein DSA-Hasser ein Abenteuer geschrieben hat, wie er sich sich genau dieses Bauerngaming vorstellt. Eigentlich ist "Festlichkeit und Ogerwanst" eine böse Karikatur eines DSA-Abs, beim Titel beginnend.
e) Seh ich tatsächlich das Problem, das interessierte Rollo-Neulinge auf alle Zeiten abgeschreckt werden.
Vibarts Voice meint:
Tendentiell benennt der Artikel die richtige Schwäche des Promoheftchens, aber mit der aufgesetzten "Hasskappe" doch etwas zu puterrot und over-exegerated. Die Publikation ist aus meiner Sicht als Freebie-Giveaway ganz ok, die Regeln gut auf einen Einstieg herunter gebrochen und die Helden-Archetypen... tja, wer dunkelgraue Dragon-Ninjas mit Multikill-Moves spielt, wird sie hassen, für mich sind sie irgendwo sehr traditionelle DSA-Figuren, also zum System und Flair passend. Tatsächlich fand ich ebenfalls das Abenteuer selbst schlecht, aber nicht wegen des Settings und dem Handlungshintergrund, sondern wegen der großen Linearität des Plots ohne eine Überraschung. Sind Fantasydörfer und Bällchen-Werfen also ungeeignet für den Rollenspiel-Einstieg, wie der werte Blogg meint?
Meiner Meinung nach irrt sich hier der werte Bewerter. Auch ich hatte kürzlich das Vergnügen, mit einer Horde Zwölfjähriger eine DSA-Einsteigerrunde zu spielen, allerdings mit dem Promo-Abenteuer "Begeisterter Neuanfang." Dörfliches Setting. Dazu ein paar "ganz normale" Archetypen, keine Todesritter, Blutberserker und Vampirelfen. Nicht mal ein Oger am Schluss, nur ein Bär. Langweilige Scheiße für Kids? Ergebnis: restlos begeistert.
Aber immerhin gabs eine Plot-Überaschung im AB (Aha - der Schurke ist der Wirt).
Übrigens: Auch Neverwinter Nights 2, ein PC-Spiel, das sich durchaus an Teenager richtete, begann auf einem hundsprovinziellen Dorffest. Verkauft hat sich das Ding trotzdem ganz gut. Das einzige, was ich bemängle, ist der schwache Plot und die Tatsache, dass das Heftchen nicht zu Dutzenden in jedem Spielwarenladen der Republik liegt.
"dunkelgraue Dragon-Ninjas mit Multikill-Moves, Todesritter, Blutberserker und Vampirelfen"
Ach ja, Leseverständnis. Ne, darum gehts nicht. Gings nie. Wurde nirgends angedeutet. "Helden" habe ich eingefordert, die im Opener versprochenen Helden. Weiter nix.
Das von Dir erwähnte Kroppzeuch ist mir übrigens ebenso ein Greuel in EDO-Fantasy wie Schelme, Gaukler, Kasper und Großmutter als SC-Klassen, pardon, "Professionen".
Cool. Die kognitive Diskrepanz bei DSAlern ist größer als vermutet. Da werden große Abenteuer versprochen und Bauergaming geliefert, und alle finden das Sahne und erzählen von begeisterten 12jährigen.
Ja. 12jährige sind DIE Zielgruppe für ein Regelwerk mit 2000 Seiten. Klaro.
Noch mal VV:
Tja, dann scheint ja der Kern des Problems nicht im Einsteiger-Heftchen zu liegen, sondern im restlichen Regelwerk DSA 4.X... Was ein "Held" ist, ist nämlich sicherlich genau so kognitiv differgentierend - und zwar nicht nur in der P&P-Szene - wie der Rest aller idealistisch aufgeladener Begriffe. Meine Kids haben zumindest ihre "Bauern" (Pfuiii - Kampfbegriffe aus der RPG-Metawissenschaft!) durchaus als Helden in ihrem Sinne verstanden und gespielt. Für wen ein Held jedoch ein "von und zu", oder eine "eure Spektabilität" oder ein "euer Gnaden" sein muss, oder gar ein Supermuckimacker mit mindestens 12 TAWs 18+, der kann mit dem Heiler sicherlich wenig anfangen. Aber vielleicht sind heutige Jugendliche da auch wieder ganz anders, als der Durchschnitts-DSAler, der ja beweihräucherte 32 Jahre alt oder so ist, vermutet. Vielleicht sind sie sogar besser als ihr "Krass, Alter"-Klischee, das hier ja auch schon in den Kommentaren bemüht wurde.
Auf alle Fälle sorry für's missverstehen. Zumindest den Dragon-Ninja-Hass haben wir somit gemeinsam ;).
Mist, ich meinte "divergierend". Kann das noch jemand editieren..? Grummel, Ärger...
Leider kann ich keine Kommentare ändern (naja, eigentlich ist das gut so), aber ich denke jeder versteht es auch so.
Josch erwidert:
Ok, ich hätte nicht gedacht, dass man sich tatsächlich so über ein Gratisheft echauffieren kann, daher kam mein Eindruck, dass das hier eher ein Stellvertreterkrieg bzw. ein willkommener Anlass zur Abrechnung ist. Böse war's auf jeden Fall nicht gemeint. Ein Hinweis darauf, wie man's innerhalb der genannten Constraints besser machen kann, wäre auch immer noch eine nette Geste.
Ich finde auch, dass jeder Einsteigerheft, dass es schafft, 12-14 jährige angesichts der zunehmenden Vergreisung unseres Hobbies (und damit meine ich nicht nur DSA) zu begeistern, seinen Dienst vollends erfüllt. Innerhalb der Sparte der berufstätigen Ü30jährigen hat DSA schließlich wenig Grund, sich akut Sorgen zu machen, glaubt man den Ergebnissen der selbstgefälligen Umfrage. Vielleicht spielen die Kids ja auch erst mal 'ne ganze Weile mit den abgespeckten Regeln. Soll durchaus möglich sein, sagt mir meine Erinnerung an DSA2 Zeiten.
"ein willkommener Anlass zur Abrechnung ist"
Naja, ich bin in Sachen DSA sehr kritisch, Nichtspieler, aber durchaus differenziert und gerade in Biotopen wie dem T! immer mal wieder genötigt, es zu verteidigen. Also abrechnen werde ich nicht.
"Ein Hinweis darauf, wie man's innerhalb der genannten Constraints besser machen kann, wäre auch immer noch eine nette Geste."
Mal gucken, vielleicht packe ich nach Ostern einen Artikel über "Rollenspiele für Einsteiger". Derzeit hat mich aber eine Migräne weggewuchtet.
Josch ergänzt noch mal:
Erst mal: gute Besserung ;) Das würde mich sehr interessieren, wie Du die Sache angehen würdest. Auch wenn PnA sicher nicht der Weisheit letzter Schluss ist, denke ich, dass der Sache schon ein paar mehr sinnvolle Gedanken zugrunde liegen, als es Dein Rant in unmittelbarer Nachbarschaft zum Grass-Gedicht vermuten ließ. Ich glaube, der extrem schwierige Spagat besteht darin, einerseits die Regeln überschaubar zu halten, dann in einem Einsteiger-AB, das man wirklich so wegspielen kann und das Tutorial-Charakter hat, den Spielern trotzdem was zu bieten und das ganze schlussendlich auch noch anschlussfähig ans eigentliche Regelwerk und den aventurischen Hintergrund zu machen. Ich hab, ganz ehrlich, keine Ahnung, wie man das ohne ernsthafte Abstriche hinbekommen könnte und wäre sehr gespannt auf Anregungen.
Mal ganz ehrlich die großen Rollenspielsysteme sind doch ohnehin einsteigerunfreundlich.
D&D 1
Spielleiterheft: ca 50 Seiten
Basisregelwerk: gut 60 Seiten
-> sowas ist einsteigerfreundlich (hatte auch Nachteile, war stellenweise unklar etc.)
Wir sind damit in Dungeons gegangen und haben Abenteuer erlebt.
Aber wenn ich ein Kindergartenszenario brauche, weil die Regeln/das Setting sonst zu kompliziert wird ist was falsch bzw. es ist schlicht nicht für Einsteiger gedacht. (Das bezieht sich auf DnD 3+x, DSA > 2 und alle anderen Systeme die mehr als 300 Seiten Lektüre vorraussetzen um zu spielen.)
....weswegen ich den Gedanken, Kinder an DSA 4.X heranzuführen von vorneherein für bescheuert halte. Weiter oben hats einer treffend formuliert:
"a. 12jährige sind DIE Zielgruppe für ein Regelwerk mit 2000 Seiten. Klaro."
Ein Einsteigerheft für DSA richtet sich mit Erfolgsaussicht an ein älteres Publikum. Da ist dann "Bällchen werfen" ein No-No.
Ein Einsteigersystem ist nicht einheitlich zu haben. Es hängt schwer davon ab, an welche Zielgruppe du dich wendest, das Alter ist da entscheidend. PnA versucht hier einen Spagat, der nicht zu schaffen ist.
Ich setz mich im Lauf der Woche mal an den Artikel.
ich hätte auch mit 12 Jahren ein Abenteuer mit "Bälle werfen" als langweilig empfunden. Ich nenn nur das Beispielabenteuer das mit der einen einen Heldin in D&D 1:
Dungeon: Tür auf, Falle, Riesenspinne ... halb tot ... man geht aus dem Dungeon raus. In die Stadt ... heilt sich, wartet, macht ggf. bischen IT gelaber, geht wieder rein.
Es geht jetzt hier nicht um nenn Dungeon, sondern darum, dass man ein spannendes Abenteuer ohne Kindergartenatmosphäre hinkriegt.
vielleicht schreib ich die Tage mal nenn Abriss über den "D&D you never knew" Vortrag von der Pax East. War sehr erleuchtend, der gute Mann hat es eucht auf den Punkt gebracht ;)
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