Mittwoch, 25. April 2012

"Trottel..." (Quasi eine Fortsetzung)

Zum Karnevalsbeitrag gestern noch einige Erwägungen spezifisch zum Thema Rollenspiel, zumal noch ein paar schöne Beispiele aufgetaucht sind. Die Underperfomance von Figuren im Rollenspiel ist etwas komplexer als in der Literatur, da hier die Spieler über ihre Charaktere direkt eingreifen.

Die meisten Idioten-NSC, das wird aus diesen und anderen Beispielen (nicht nur bei DSA) deutlich, entstehen, weil ein Abenteuerautor in seinem Szenarioplot eine bestimmte dramaturgische Wende will oder braucht und den billigen Weg nimmt: Entweder er zwingt die SC mit der Brechstange rein oder er lobotomisiert kurzfristig einen verdienten NSC. Besonders brachial leidet darunter wohl die Puniner Magierakademie, wie ich gerade las:
Die gesamte Sicherheitsmannschaft der Puniner Akademie ist unfähig, da ihnen regelmäßig plotrelevante Artefakte gestohlen werden und sie nichts, aber auch gar nichts für weitere Sicherheitsmaßnahmen tun.
Also noch ein Blick auf einige der Beispiele und wie man sie verbessern kann.

Tal der Finsternis

Hier schickt die Kaiserin mehrfach hintereinander die "Heldengruppe" los, obwohl diese mit jedem Einsatz alles schlimmer macht. Der Autor erzwingt dieses Versagen der Helden im Irrglauben, damit eine dramatische und spannende Eskalation zu erzeugen...

Durch das erzwungene Nietendasein der Helden wirkt natürlich ein Auftraggeber, der eben diese Helden immer wieder losschickt wie ein Schwachsinniger. Wie dieses Problem zu vermeiden ist, ist klar: Zwinge Deine Spieler nicht in die Versagerrolle. An diesem speziellen Abenteuer ist allerdings nichts zu retten. Versagen erzwingen ist Prämisse, Leitmotiv und einziger Plotmotor.

Borbarad ist eine Lusche

Obwohl groß angekündigt, enttäuscht er dann auf ganzer Linie. Das ist wie Tom Cruise in Wirklichkeit zu treffen. Den Autoren blieb aber wenig anderes übrig: In dieser epischen Kampagne, die sie unbedingt zum (halbwegs) Guten wenden wollen, genießen die Helden als Träger der Zeichen Plotimmunität, da nur mit ihnen eine Auflösung in diesem Sinne möglich ist.

Hier sind mehere Lösungen möglich: a) Kein Held hat jemals Plotimmunität. Fällt ein Zeichenträger, dann sucht sich das Zeichen einen Neuen. Hier sind nur minimale Hintergrundanpassungen notwendig. b) Halte Deine Kampagne ergebnisoffen. Das ist die beste Lösung, aber eine, die hier aus kommerziellen Gründen nicht möglich war. c) Vermeide eben diese Konfrontation. MMn die schlechteste Lösung, weil sie antiklimaktisch ist. Aber immer noch besser als das, was Erik beschrieben hat...

Der ganze Convent besteht aus Luschen

Das ist das vielleicht ärgerlichste Beispiel in dieser Reihe. Wer eine derart große Handlungsentwicklung plant und in einem Setpiece wie diesem kulminieren läßt, der muß, muß, muß! alle Faktoren in Rechnung stellen.

In diesem Fall darf der Convent nicht vor Ort sein. Falls es doch notwendig ist, dann schaltet Galotta den Convent eben vorher aus. In einer vergleichbaren Situation bei mir hatte die Erzschurkin einen Magier durch einen Wandlerdämon ersetzt, der zwei Nächte vor dem Sturmangriff den kompletten Magierzirkel der Verteidiger nach und nach erledigte. Es half, daß die Erzschurkin in einer Doppelrolle die Anführerin des Covens gab.

Kein Interesse

"Flüsse verderben, sonderbare Ereignisse im lieblichen Feld nehmen ihren Lauf - komischerweise reagiert jedoch keine offizielle Stelle. Da muss dann laut Abenteuer erst eine dahergelaufene Heldengruppe auftauchen und den Herren von der Stadtregierung und der Garde sagen, was zu tun ist. Nicht unbedingt das, was ich von fähigen Offiziellen erwarten würde." (Danke Auribiel, auch für die anderen schönen Beispiele.)

Das beschreibt ein häufiges "Underperformen" ganzer Hierarchien bei Ermittlungsabenteuern, wo sich das Vorgehen der Helden mit dem offizieller Stellen überschneiden müßte. Ich denke, die Autoren sind i.d.R. einfach zu faul, das zu durchdenken.

Es ist wichtig bei einem solchen Szenario, genau zu wissen, was die Offiziellen unternehmen und wie ihr jeweiliger Kenntnisstand ist. Damit die Helden aber auch solche sein können, arbeiten die Offiziellen nicht mit ihnen zusammen (oder hindern sie gar) und sind eben insgesamt etwas langsamer und unfähiger. Oder sie werden gebremst, weil irgendjemand ganz oben Dreck am Stecken hat, erpreßt wird oder gar der Drahtzieher ist. Steffen Schütte hat das in einigen CoC-Szenarien exemplarisch vorgeführt. Sie müssen nicht fähig sein, aber zumindest da.


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