Samstag, 10. Oktober 2020

Auch Paradoxa finden ihre Lösung

Art: Luigi Castellani
In Hic Sunt Dracones nenne ich die Fertigkeiten – aus Verbeugung vor einem anderen Klassiker - „Talente“, aber trotzdem: Fertigkeiten sind die Lösung für das Diebesparadoxon. Das Original D&D von 1974 kennt keinen „Dieb“. Es kennt nur Fighting-Men, Magic-Users und Clerics. 1978 im AD&D PHB* findet man plötzlich den „Dieb“, sogar mit einer Unterklasse (Attentäter). Jesus weinte und Fäkalien trafen den Ventilator. Seitdem zieht sich das Diebesparadox durch alle Editionen.

Was das ist? Ganz simpel. Mit der Diebesklasse wurde ein Fertigkeitensystem in AD&D eingezogen. Aber nur der Dieb verfügt über Fertigkeiten. Und wenn „Schleichen“ eine exklusive Diebesfertigkeit ist, tja, dann haben halt alle anderen die Rektalkarte gezogen, wenn sie schleichen wollen. Das fiel rasch auf, später wurden dann auch allgemeine Fertigkeitensysteme an AD&D geflanscht und Mann! hat man sich da verrenkt um das Ganze noch mit der Sonderstellung des Diebs in Übereinklang zu halten. Immer blieben die Fertigkeiten des Diebs getrennt vom Rest der Fertigkeiten.

In Hic Sunt Dracones sind die Diebesfertigkeiten integriert ins Talentsystem, das aus schlanken zwölf Talenten für alle Lebensbereiche besteht, die man am Tisch nicht darstellen kann. Die diebestypischen sind dabei Fingerfertigkeit, Heimlichkeit, Klettern, Sinnesschärfe und Tüfteln. Die kann jeder erwerben und verbessern, aber keiner wird jemals darin besser sein als der Dieb. Die Erfolgschancen sind dieselben, aber die Gegenproben sind gegen einen Dieb erschwert.

Beispiel Heimlichkeit das. Universaltalent für Schleichen, Im Schatten verstecken, Tarnen und Täuschen und Beschatten. Du willst durch die Gegend schleichen, mögliche Wachen haben eine Sinnesschärfeprobe dagegen. Es wird gewürfelt und Werte werden verglichen. Soweit so unaufgeregt. Aber der Dieb erschwert den Gegnern die Gegenprobe ungeheuer, indem er ein ein Viertel seiner Stufe+1 (jedoch max. 9) als Malus auf deren Wurf legt. Und so geht das mit Taschendiebstahl (Fingerfertigkeit), Fallen entfernen (Tüfteln) etc. Innerhalb spezifischer Anwendungen der sehr breit aufgestellten Talente genießt der Dieb ordentliche Boni, die mit seiner Stufe wachsen.

Et voilà. Die Besonderheiten des Diebs sind hiermit unauffällig in ein allgemein zugängliches Talentsystem integriert. Er beherrscht sie etwas besser als andere durch seine Anfängerwerte, aber vor allem wird er nur sehr viel seltener erwischt, wenn eine „diebestypische“ Aktion schiefgeht.

So. Das wars von hier erstmal. Ich hab heute Abend die Grundregeln fertiggestellt. Jetzt laß ich sie den Samstag über reifen, schau Sonntag nochmal drüber und Sonntagnacht geht’s raus.

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*Eine Frage an die RSP-Historiker in der Runde. Blue Holmes hat auch Diebe und verweist auf AD&D. Meine Ausgabe ist die Zweitauflage von 1978 nach dem Erscheinen von AD&D. Die Erstauflage von Holmes stammt von 1977, vor AD&D. Verweist er da auch schon AD&D und hat Diebe im System?

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