Danke, liebe Piraten, ihr als vorgebliche Partei mit DER Kompetenz in neuen Medien, ihr habts ja so versemmelt. Mediale Aufmerksamkeitsökonomie ist wahrlich nicht das Eure, was? Ihr hättet die Chance gehabt, mal Sinn und Zweck des "höchstes Staatsamtes" in eine ernsthafte Debatte zu überführen. Stattdessen laßt ihr euch von den Filzparteien über den Tisch ziehen, laßt deren Latenzzeit verstreichen und das Thema besetzen mit Gauck.
Genau den Mann, den wir gebraucht haben. Gestern kurz bei Jauch drübergezappt. Der Bosbach wird jetzt genauso überzeugt für Gauck stimmen, wie er für Wulff gestimmt hat, und wir wissen ja, wie toll das ausgegangen ist. Die Nahles sitzt zufrieden in dem Brunnen, in dem sie wohnt, Hildegard Hamm-Brücher hat immer noch keine Manieren und quatscht andauernd rein, und Wickerts Ausführungen schwurbeln wie jeher im Ungefähren der vorgeblich Intellektuellen. Nur Geißler verriet etwas Skepsis gegenüber der Personalie Gauck, dessen Themensetzung er wohl verfehlt findet.
Naja, länger als dreißig Minuten konnte ich diese Sendung nicht ertragen. Der Konsens schwappte in mehreren Eimern, sogar Brocken schwammen darin, und der Gestank dieser medialen Kampagne (Jauchs Plapperkreis ist ja nur ein kleines Stückchen davon) beißt in die Nase jedes Menschen, der noch nicht vollkommen verblödet ist (egal, ob man Gauck als Präsident geeignet findet oder nicht). Gauck sei also das Beste für dieses Land seit der Einführung von geschnittenem Brot? Warum haben dann die ganzen Clowns nicht bei der letzten Präseswahl für ihn gestimmt, sondern für Wulff?
Ach mir fehlt die Wortgewalt an diesem Tag, meinen Ekel richtig auszubreiten.
Konsens der Parteien, Mißachtung der Regierten, wie gehabt also. Eine ostdeutsche Pfarrerstochter, die ihre DDR-Vergangenheit sauber abschirmt, und ein ostdeutscher Pfarrer führen uns ins gelobte Land der "marktkonformen Demokratie". Keine Ahnung, warum sich die Merkel gegen Gauck so gesträubt hat, was besseres konnte ihr doch gar nicht passieren.
UPDATE / #notmypresident
In den letzten Jahren stolpern die Kollegen in den Redaktionen gerne durch die sozialen Netzwerke um die "Stimmung der Netzgemeinde" (ja, die ist ja soooo monolithisch) einzufangen. Diesmal bei Spiegel Online, und sogar ein kleines bißchen differenziert und mit hübschem Kopfbild. Erfreut bin ich über die Süddeutsche ("Spalten statt versöhnen") und den Stern Online ("der Anti-Linke"), die ein eher komplexes Bild des Kandidaten jenseits dieses unsäglichen "Bürgerrechts-Schmarrn" zeichnen, die taz findet sogar zu alter Leistung zurück und analysiert den "Stinkstiefel namens Gauck". Angenehm.
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